In der Fahrschule haben wir gelernt wie man den Bremsweg eines Autos berechnet und auch im Physikunterricht. Wenn das aber wie bei der Autorin beides schon mehr als 20 Jahre her ist, dann kann eine Auffrischung zum Thema "Bremsweg richtig berechnen" nicht schaden.
Zwar hat sich die Automobiltechnik in den letzten Jahren immer weiter entwickelt und dabei wurden natürlich auch die Bremssysteme verbessert - andererseits werden die Straßen immer voller. Somit ist das Wissen um den Bremsweg und das Einhalten des entsprechend großen Abstands zu anderen Fahrzeugen heute noch genau so wichtig wie vor 20 Jahren.
Ob es sich bei dem Fahrzeug um einen Mietwagen, ihren eigenen PKW oder einen Transporter handelt, spielt keine Rolle.
Der Bremsweg ist die Strecke, die das Mietauto nach dem Treten der Bremse benötigt um vollständig zum Stehen zu kommen. Abhängig ist die Länge des Bremsweges von der vorher gefahrenen Geschwindigkeit und der Bremsverzögerung.
Im Straßenverkehr ist jedoch nicht der Bremsweg entscheidend, sondern der Anhalteweg. Dieser setzt sich zusammen aus dem Bremsweg und dem Reaktionsweg. Der Reaktionsweg wird noch mit unveränderter Geschwindigkeit zurück gelegt, also vor dem Treten des Bremspedals. Er wird von zwei Faktoren bestimmt: der Reaktionszeit und der Umsetzzeit.
Die Reaktionsszeit beträgt üblicherweise etwa 0,1 Sekunden - in dieser Zeit wird die Situation erkannt und entschieden, dass eine Bremsung notwendig ist.
Die Umsetzzeit ist die Zeitspanne die vergeht, bis der Fuß tatsächlich auf das Bremspedal gesetzt wird. In der Regel beträgt sie 0,8 Sekunden.
Außerdem gibt es eine minimale Verzögerung bis das Bremspedal reagiert und der nötige Bremsdruck aufgebaut wird.
Es vergeht also ungefähr 1 Sekunde bis die Geschwindigkeit des Fahrzeugs überhaupt reduziert wird.
Wenn wir auf eine rote Ampel oder ein Hindernis zufahren, ist es normalerweise nicht nötig so schnell wie möglich zum Stehen zu kommen. Wir erkennen das Hindernis rechtzeitig und haben genug Zeit die Geschwindigkeit zu verringern ohne eine aprupte Gefahrenbremsung durchzuführen.
Der bei einer solchen normalen Bremsung zurückgelegte Bremsweg lässt sich grob wie folgt berechnen:
(Geschwindigkeit in km/h : 10) x (Geschwindigkeit in km/h : 10) = Bremsweg (in Metern)In einer Gefahrensituation wird das Bremspedal in der Regel voll durchgetreten - die maximale Bremskraft wird abgerufen und der Bremsweg ist kürzer als bei der Normalbremsung.
Der Bremsweg bei einer Gefahrenbremsung lässt sich grob wie folgt berechnen:
(Geschwindigkeit in km/h : 10) x (Geschwindigkeit in km/h : 10) / 2 = Bremsweg (in Metern)Bei einer Vollbremsung ist der Bremsweg also nur ungefähr halb so lang wie bei einer "normalen" Bremsung.
Um den kompletten Anhalteweg zu berechnen, muss der Reaktionsweg zum Bremsweg hinzuaddiert werden. Auch für den Reaktionsweg gibt es eine Faustformel, die einen akzeptablen Näherungswert liefert.
Der Reaktionsweg lässt sich grob wie folgt berechnen:
(Geschwindigkeit in km/h : 10) x 3 = Reaktionsweg (in Metern)Wer bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h eine Notbremsung vollzieht, muss also mit folgendem Anhalteweg rechnen:
Reaktionsweg: (30 km/h : 10) x 3 = 9 Meter Bremsweg: (30 km/h : 10) x (30 km/h : 10) / 2 = 4,5 Meter Anhalteweg: 13,5 MeterBei höheren Geschwindigkeiten erhöht sich entsprechend der Anhalteweg, bei 50 km/h beträgt er im Falle einer Gefahrenbremsung schon fast 28 Meter und bei 100 km/h 80 Meter.
Den größten Einfluss auf den Bremsweg hat die gefahrene Geschwindigkeit. Außerdem spielen unter anderem folgende Faktoren eine Rolle:
die Qualität der verbauten Bremsen die Beschaffenheit der Straße (trocken, nass, vereist, mit Laub bedeckt, Kopfsteinpflaster etc.) der Zustand der Reifen (abgefahrene Reifen können die Bremskraft nicht so gut auf die Straße übertragen wie neue Reifen)Die Reaktionszeit des Fahrers und damit die Länge des Reaktionswegs wird unter anderem beeinflusst durch:
die körperliche Verfassung des Fahrers (ausgeschlafen oder müde, konzentriert oder abgelenkt) Medikamente und Alkohl führen üblicherweise zu einer Verlängerung des Reaktionswegs Ablenkungen durch Anrufe, essen, Trinken etc.Um Unfälle zu vermeiden ist es wichtig einen genügend großen Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einzuhalten. Dieser Abstand muss nicht der kompletten Länge des Anhaltewegs entsprechen, denn auch das andere Fahrzeug wird in der Regel nicht sofort zum Stehen kommen.
Experten raten dazu im Stadtverkehr etwa 3 Autolängen (also etwa 15 Meter) Abstand zu halten. Auf Landstraßen und Autobahnen sollte der Abstand etwa die Hälfte des Tachowerts betragen - also etwa 50 Meter, wenn man mit 100 km/h unterwegs ist. Bei schwierigen Sicht- bzw. Straßenverhältnissen sollte der Sicherheitsabstand verdoppelt werden.